Der Versicherungsbroker ist gegenüber dem Versicherungsnehmer zu Sorgfalt, Treue- und Loyalität verpflichtet.

Der Versicherungsbroker hat (in aller Regel) gegenüber dem Versicherungsnehmer einen Wissens- und Erfahrungsvorsprung in Versicherungsfragen. Dies ist wirtschaftlich auch der Grund, warum ein Broker hinzugezogen wird. Auftragsrechtlich bedeutet dies, dass an die Sorgfalt des Brokers ein strenger Massstab anzulegen ist.

Der Broker hat den Versicherungsnehmer von sich aus über die optimale Deckung zu orientieren, ihn über Risiken aufzuklären, kurzum: Alles zu tun, was den individuellen Bedürfnissen und Interessen seines Klienten dienlich ist und alles zu unterlassen, was diesen Interessen zuwiderläuft.

Versicherungen werden primär als allgemeiner Geschäftsaufwand wahrgenommen. Entsprechend scheint die primäre Aufgabe des Brokers zu sein, eine möglichst tiefe Prämie zu erzielen. Die Gesamtrisikokosten werden so außer Acht gelassen, denn nicht versicherte Ereignisse können die totalen Risikokosten erheblich mehr belasten, als Versicherungsprämien.

LRM Risikomanagement AG stützt sich dabei auf den TCR-Ansatz (englisch total cost of risk, TCR). Versicherungen sind am Wert zu bemessen, wie sie zur Erfüllung der strategischen Unternehmensziele beitragen. Das Ergebnis sind wirksame, statt nur preisgünstige Versicherungen.

Unter anderem stellt sich dabei die Frage, wie Deckungsausschlüssen in Versicherungsverträgen bzw. Ablehnungen vorgebeugt werden kann.

Wie sind Leistungsstörungen in Versicherungsverträgen zu vermeiden?

Ein Antragsfragebogen ist rasch ausgefüllt und die Versicherung wird abgeschlossen. Jahr für Jahr wird die Prämie entrichtet und die Versicherungskorrespondenz ebenso zuverlässig im Ordner abgelegt. Ist die gebotene Sorgfalt damit erfüllt?

Eine stattliche Anzahl von Versicherungsnehmern verfügt über Versicherungsverträge mit einem für die Versicherungs-Gesellschaften höchst erfreulichen Ergebnis: Es sind keine Schadenfälle zu verzeichnen. 

Da mit jedem Schadenfall die Einhaltung der Sorgfaltspflicht durch den Versicherungsbroker und die Qualität des Versicherungsvertrages auf den Prüfstand gestellt wird, tritt aber auch der „Moment of Truth“ nicht ein.

Ihren wirklichen Wert wird die Versicherung im Schadensfall entfalten. Voraussetzung dafür ist, dass das Ereignis vom Versicherungsschutz erfasst ist. Dazu müssen vor Vertragsabschluss bestimmte deckungsschädliche Ausschlüsse und Obliegenheiten der Police möglichst «entschärft» oder entfernt worden sein. Ebenso wichtig ist, dass der Versicherte seine vertraglichen Pflichten vor Abschluss und während des Vertrags erfüllt hat. 

Der Antragsfragebogen als erste Herausforderung

Bereits der Antragsfragebogen, den die Versicherer verlangen, kann zum Fallstrick für spätere Versicherungsleistungen werden. Es empfiehlt sich, einen knapp gehaltenen, das spezifische Risiko dennoch adäquat erfassenden Fragebogen zu verwenden. Antragsfragebogen, mit vergleichsweise zu fest ins Detail gehenden Fragen, bergen die Gefahr einer unbeabsichtigten Anzeigepflichtverletzung.  Macht ein Versicherungsnehmer bei Abschluss eines Versicherungsvertrages falsche Angaben, so kann der Versicherer den Vertrag kündigen und die Leistung für kausale Schäden ablehnen (Schaden mit Verbindung zur Falschdeklaration).

Deckungskritische Ausschlüsse in Versicherungspolicen

Versicherungsprodukte wollen verkauft werden. Daher tragen die Bedingungswerke der Versicherer oft Bezeichnungen, die nahelegen, dass damit die versicherbaren Risiken bereits standardmäßig gedeckt sind. Dies mag im Einzelfall durchaus zutreffen. Nichtsdestotrotz finden sich auch hier deckungskritische Ausschlüsse, die sich je nach der Konstellation eines Schadensfalls als deckungsschädlich erweisen dürften.

Fazit: Individuell angepasste Standardlösungen

Die anzuwendende Sorgfalt beim Abschluss einer Versicherung darf sich nicht nur an der Prämienhöhe und der einschlägigen Bezeichnung der Versicherungsprodukte orientieren. Versicherungs-Standardlösungen müssen immer individuell an die teils komplexen Risiko- und Schadenskonstellationen angepasst werden. Dies ist eine kritische Voraussetzung, um Leistungsstörungen im Schadensfall zu vermeiden.